Einführung in die ethische Geldanlage
Die Macht des Sparers
Die privaten Sparer verfügen über viel Macht – ohne private Geldanlagen wäre unser Finanzsystem überhaupt nicht möglich. Welche gigantischen Summen im Spiel sind, zeigt ein einfacher Vergleich: Während die Bundesregierung in ihrem Haushalt 2017 über 329 Milliarden Euro verfügen konnte, betrug das Geldvermögen in Deutschland den 17,5-fachen Wert – etwa 5,7 Billionen Euro (davon 39% Bankeinlagen). Die Abbildung rechts veranschaulicht diesen Unterschied.
Erst durch das angelegte Geld ist es Unternehmen überhaupt möglich, Kredite aufzunehmen. Mit dem geliehenen Geld expandieren Firmen und können große Projekte realisieren – «auf Pump». Würde der Bürger sein Geld nicht anlegen, gäbe es die Wirtschaft wie wir sie heute kennen nicht. Hat der Anleger daher nicht auch ein Recht mit zu entscheiden, was mit seinem Geld geschieht?
Das System Bank
Eine Bank lebt davon und verdient (gut) daran, dass Leute ihr Geld leihen und sie dieses Geld weitergibt *: Der Sparer gibt der Bank sein Geld und bekommt dafür eine Belohnung in Form von Zinsen. (Er gibt viel und bekommt wenig.) Die Bank verleiht das Geld an Kreditnehmer weiter, diesen zahlen dafür Zinsen.
Natürlich zahlt der Kreditnehmer weitaus höhere Zinsen als der Anleger für sein Geld bekommt. Mit diesem Unterschied erwirtschaftet die Bank unter anderem ihren Gewinn. Allerdings weiß ich als Sparer nicht, wer mein Geld eigentlich bekommt und schon gar nicht, was dieser damit macht. Und der Bank ist dies in aller Regel egal, solange die Rendite stimmt.
Was machen Alternativbanken anders?
Alternative Banken oder ethische Banken in Deutschland zeichnen sich dadurch aus, dass es ihnen eben nicht egal ist, wer ihr Geld bekommt und was dieser damit macht. Natürlich müssen auch Alternativbanken auf Wirtschaftlichkeit achten und verschenken das Geld nicht. Aber bei der Vergabe von Krediten achten sie auf die Ethik – anhand von ökologischen, sozialen und anderen ethischen Kriterien. Kredite werden nur an Firmen vergeben, die mit dem ethischen Konzept der Bank übereinstimmen. Dies überprüft in der Regel ein Beirat der Bank. Auch die Rücklagen der Bank sollten unter ethischen Gesichtspunkten angelegt sein.
Der Kunde so kann sicher sein, dass sein Geld nach ethischen Kriterien investiert wird. Oft kann er sogar die Verwendung an ein bestimmtes Kriterium knüpfen (z.B. ökologischer Landbau, Umwelt, Frauenrechte). Da die Alternativbanken nicht auf größtmögliche Rendite aus sind, sind bei ihnen die Zinsen meist (aber nicht immer!) etwas niedriger. Oft kann der Anleger zudem entscheiden, ob er auf einen Teil der Zinsen zugunsten eines bestimmten Ethik-Projektes (z.B. Brunnenbau oder Bildungsprojekte in der «Dritten Welt») verzichten möchte.
* Dies ist zumindest die Grundidee einer Bank. Viel herkömmliche Banken verdienen (oder verlieren) heutzutage weit mehr Geld mit Spekulationsgeschäften, also Wetten darauf, wie sich ein Bestimmter Kurs entwickelt.